(Mitglied im Helferkreis Flüchtlinge & Integration Pullach)
Seit Mai leben Familien mitten in Pullach, die von wahrlich weit her kommen: aus Afghanistan und Nigeria zum Beispiel. Nicht nur die Männer, die in der Turnhalle der Mittelschule lebten, waren zeitweise Pullacher, es gibt auch dezentral untergebrachte Flüchtlinge, wie es offiziell heißt. Dezentral mitten in unserer Gemeinde. Zum Beispiel leben in einem vom Landratsamt gemieteten Haus aus den 50er Jahren in drei Wohnungen 32 Menschen, davon 18 Kinder.
Formal ist das
Landratsamt zuständig, um alles weniger Formale kümmert sich eine Koordinatorin aus dem Helferkreis Flüchtlinge & Integration
Pullach. "Mülltrennung war ein großes Problem für Afghaner und
Nigerianerinnen - völlig unverständlich für sie. Inzwischen ist das mit einem
1-Euro-Job organisiert und funktioniert", erläutert die engagierte ältere
Dame eine ihrer Aufgaben. "Letzten Samstag waren beide Toilettenspülungen
in einer Wohnung gleichzeitig ausgefallen, eine kleine Katastrophe bei 15
Personen! Gut, dass es entsprechende Telefonnummern für alle gibt, auch
meine", berichtet sie weiter.
Ein Vater, der mit zwei
seiner Kinder im Haus hier in Pullach lebt, hat seine Frau und die anderen drei
Kinder auf der Flucht verloren. Alle waren in Afghanistan gemeinsam
aufgebrochen und dann zwischen der Türkei und Griechenland getrennt worden. Mit
seinen beiden Kindern gelangte er zu Fuß von Griechenland zunächst nach
München.
Die Bilder dazu kennen
wir alle aus den Medien. Und nun sind sie hier bei uns mitten in Pullach, die
Menschen, die im Meer schwammen, die zu Fuß von Griechenland nach Deutschland
gingen, die sich durch die Erstaufnahmeeinrichtung drängten.
Die Mutter schlug sich
mit den anderen drei Kindern auch nach Deutschland durch, sie sind am Leben und
zusammen. Beim Landratsamt läuft jetzt die Familienzusammenführung, denn Mutter
und Kinder sind in Baden-Württemberg. Kein leichtes Unterfangen, aber das ist
eine andere Geschichte.
Auch auf der Flucht
verloren gegangene Familienmitglieder beim Flüchtlingsrat zu melden, gehört zur
Betreuung der Flüchtlinge. Vom Helferkreis gibt es rund
ein Dutzend Ehrenamtlicher, die sich um die Bewohner des Hauses kümmern. Ob ein
Arztbesuch ansteht, ob es um Schul- und Kindergartenbesuche oder um einen
Küchenplan geht, all das ist den neu-Pullachern so fremd. Die Mitglieder des
Helferkreises organisieren auch tägliche Hausaufgabenbetreuung für die
Schulkinder im katholischen Pfarrheim, Deutsch-Unterricht in verschiedenen
Gruppen, je nach Vorkenntnissen und Lerntempo, Ausflüge und vieles mehr.
Für drei der vier
Nigerianerinnen, die ebenfalls im Haus wohnen, brauchte es besondere
Unterstützung, denn sie haben in den vergangenen Monaten Babys bekommen. Auch
das ist nicht so einfach in einem Land mit einer vollkommen anderen Kultur und
fremden Lebensumständen.
Die ehrenamtlichen
Betreuer unterstützen ihre Schützlinge in allen Lebenslagen. Sie sorgen dafür,
dass diese Menschen mitten in Pullach leben können. Angekommen sind sie mitten im Ort, inmitten unserer Gesellschaft sind sie deshalb noch nicht. Das wird
dauern, und dafür engagieren sich alle.
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