Mittwoch, 18. November 2015

Krieg?

Einer der Selbstmordattentäter von Paris, Ahmed al Mohammad, soll als Flüchtling getarnt von der Türkei über Griechenland in die EU eingereist sein. Wenn sich das bestätigt - dass da jemand durch  die Vortäuschung von Bedürftigkeit die Aufnahme- und Hilfsbereitschaft europäischer Staaten und Gesellschaften ausnutzt - dann wäre das auch nur ein winziges Bruchstück dessen, was der IS offenbar für legitim hält. Es schaudert einen, wenn man auf die Gesamtheit der Mittel blickt, die ihm für die Errichtung seines Gottesstaats gerechtfertigt erscheinen.
Der allererste Post auf diesem Weblog, 'Das 2.Gebot' vom 1.April 2014 (rechts am Fuß der Seite auf 'Ältere Posts' klicken), erscheint plötzlich wieder aktuell: Welcher Gott muss für so etwas seinen Namen hergeben?
Der Deutsch-Rapper Blumio, gut zu finden im www, stellt jede Woche einen gerappten politschen Kommentar ins Netz (YAHOO: RAP DA NEWS) - sehr bemerkenswert im Übrigen, mein persönlicher Favorit ist Folge 139. In der aktuellen Folge 149 äußert er sich zu den Anschlägen in Paris - die militärischen Maßnahmen können seiner Meinung nach den Islamischen Staat nur stärken; was ihn auf Dauer schwächt, ist die humanitäre Unterstützung der syrischen wie auch aller anderen Flüchtlinge. Hoffen wir, dass er Recht behält!


Dienstag, 10. November 2015

Im Inneren des Wals

Die Traglufthalle Oberhaching liegt am Rand eines Industrie- und Gewerbegebiets. Hier sind inzwischen etwa 300 Flüchtlinge untergebracht, darunter jetzt auch Frauen, Kinder und Familien.
Vieles ist anders als in der Turnhalle, dem Pullacher Notaufnahme-Lager. Der S-Bahnhof ist weiter entfernt, bis zu den Ortszentren Oberhaching und Deisenhofen sind es zu Fuß 20 bzw. 30 Minuten. Das Essen, so heißt es allgemein, sei besser; die Cafeteria-ähnliche Situation wird gern genutzt. Auch die Sanitäreinrichtungen seien in besserem Zustand als zuletzt in der Turnhalle. Die 'Caritas' ist an allen Werktagen beständig vor Ort und ansprechbar. Außerdem kümmert sich der Helferkreis in Oberhaching um die hier Untergebrachten. Es gibt einen Lounge-Bereich und eine Spielecke für Kinder, außerdem Fernsehen auf zwei großen Bildschirmen mit entsprechenden Sitzmöglichkeiten davor.
Die Mitarbeiter der Security sind sehr viel strenger, was sicher auch der größeren Anzahl der Bewohner und der heterogenen Zusammensetzung geschuldet ist, aber auch schon zu Konflikten geführt hat. Es gab Spind-Durchsuchungen, es gibt gründliche Taschenkontrollen am Eingang. Jeder Besucher muss sich ausweisen und seine Papiere hinterlegen. Auch der Vorplatz ist nur durch eine Lücke im Bauzaun zu erreichen.
Die  Halle wird durch Luftdruck stabil gehalten; das Betreten geschieht durch eine Luftschleuse, eine Doppeltür, die verhindert, dass zu viel Innenluft entweicht. Die Hälfte der Hallen ist mit Kojen ausgestattet, wie auf einer Messe, allerdings mit einer Tür zum Durchgang hin. In jeder Koje stehen Stockbetten, meist 3 Stück, dazu ein kleiner Tisch, ein paar Stühle und verschließbare Spinde. Eine 'Zimmerdecke' gibt es nicht, die Türöfffnugen sind auch nur mit Vorhängen verschlosssen. Entsprechend viel hört man aus den Nachbarräumen - und entsprechend häufig wird auch über Lärm geklagt, über wenig Nachtruhe. Wer morgens aufstehen muss und zur Schule, zur Arbeit oder zu einem Deutschkurs geht, ist hier besonders beeinträchtigt.
 
Der Aufenthaltsbereich der Halle erinnert an die Transitzone eines Flughafens: ein 'Wartesaal der Zeit', nur dass der Zeitpunkt und das Ziel der Weiterreise für viele mehr als ungewiss ist. Monate werden sie hier verbringen, wenn nicht Jahre, wartend, wie über sie entschieden wird. Es ist ein trockener und beheizter Zufluchtsort, immerhin, was nach allen Elendsbildern erst einmal nicht zu unterschätzen ist. Freude weckt solch ein Ort  nicht, wie zu erwarten - viel Verzweiflung schaut einem da entgegen, Perspektivlosigkeit. Da können einen schon Zweifel beschleichen, ob die Versorgung, die Integration all dieser Menschen gelingen kann.

Montag, 2. November 2015

Frage-Zeichen

Vor einiger Zeit schon bekamen wir einen kurzen Kommentar zu unserem WebBlog:

In Arbeit bringen - privat unterbringen .... Ich frage mich, wie viele von uns durch diesen Behördendschungel geirrt sind oder noch immer irren, ohne dass wir voneinander wussten. Fiba, Arbeitsagentur, Ausländeramt, Leistungsstelle, Amt für Wohnen usw. - sie waren immer alle freundlich - aber zum Verrückwerden gesetzestreu und langsam. Hätten wir uns besser ausgetauscht, unsere Energien gebündelt, Synergieeffekte genutzt, dann wären wir vielleicht eine stärkere Macht gewesen und hätten mehr ausgerichtet. Schade, ich habe so oft den Infofluss vermisst - wir haben alle das gleiche Ziel und doch kochen viele einzelne Süppchen auf dem Herd. Lasst es uns in Zukunft besser machen!

Ja, das ist sicher richtig. Viele Aktivitäten sind parallel verlaufen, ohne dass einer vom anderen wusste. Ein besserer Austausch untereinander hätte da vielleicht für mehr Effizienz gesorgt.
Einerseits. Andererseits: Es gab auf diese Weise kaum strukturbedingten Reibungsverlust, keine Sitzungen - viele taten einfach, was sie für richtig hielten, ohne Ab- und Rücksprachen, ohne Koordinationstermine, die ja auch einige Zeit und oft Kraft kosten.
Nebenbei gesagt: Was für ein Glück war es in diesem Sommer, in einem (naja) Dorf zu leben! Kurze Wege, persönliche Kontakte schnell hergestellt und leichter gepflegt, Wiedersehen zufällig und/oder ohne langfristige Verabredung ...
Unterm Strich ist schwer zu sagen, wie es letztlich besser gewesen wäre. Dieser bewegte Sommer hatte eben für so viele den Zauber des Beginnens und Ausprobierens; vielleicht ist es Sache des Herbsts, das nun in eine Form zu bringen. Fragezeichen.