Unterwegs in London. Unser Flieger geht erst mittags – so bleibt in der Frühe noch etwas Zeit für einen kleinen Rundgang durch die Innenstadt. Wir kommen zum
Trafalgar Square und besuchen ‚St.
Martin in the Fields’, eine Kirche, deren Namen den meisten Kennern klassischer
Musik bekannt sein wird. Das große Ostfenster bannt unseren Blick, und ohne in
einem Führer nachgelesen zu haben fließen die Assoziationen: aufgebogene
Gitterstäbe, Flucht – ER ist nicht mehr hier, aber vielleicht dort, im Freien, wir
schauen ihm nach, ER ruft uns hinaus …
Hat die persische Künstlerin Shirazeh Houshiary bei der Gestaltung des Fensters an so etwas gedacht? An
Befreiungstheologie? Zielt nicht alle wohlverstandene Theologie auf Befreiung?
Und lässt sich ein Tod am Kreuz als Befreiung sehen?
Die Kirche ist still, in einigen Bänken sitzen Obdachlose –
schlafend. Oder sie unterhalten sich leise. Erst sind wir irritiert. Aber wir
sehen: Sie sind geduldet, ja – willkommen! Natürlich – St. Martin! Unsere
Gedanken treten schon den Heimflug an, wir denken an Kirchenfenster und daran,
wie schwer es war, einen Standort für den Isartaler Tisch zu finden – bitte möglichst
außer Sichtweite!
We deal with life as it is, rather than as we might want it to be – uns geht es mehr um das
Leben, so wie es ist – und weniger, wie wir es gern hätten. So heißt es dort in
einer Erklärung der Gemeinde. Beseelt treten wir den Heimflug an.*